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Wissenschaftssprache Deutsch: lesen − verstehen − schreiben

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Ein Lehr- und Arbeitsbuch   von Gabriele Graefen und Melanie Moll

Aufgaben: [ 8.2.5 | 8.2.6 | 8.3.3 | 8.3.5 | 8.3.6 | 8.4.3 | 8.4.6 A1 | 8.4.6 A2 | 8.4.7 | 8.4.8 | 8.5.1 | 8.6.1 | 8.6.2 | 8.6.3 ]

Wissenschaftssprache Deutsch:
lesen – verstehen – schreiben

Ein Lehr- und Arbeitsbuch

Gabriele Graefen / Melanie Moll

Aufgaben mit Lösungen


8 Lexik und Stil

8.4 Aktiv und Passiv

8.4.3 Übung: „Bericht über ein Interview“


Aufgabe: Lesen Sie den Textauszug, in dem alle Sätze aktivisch formuliert sind (in Veränderung des Orginals), und entscheiden Sie, welche Sätze besser Passivsätze sein sollten. Formen Sie sie entsprechend um. Thema ist die Beschreibung einer Interviewserie mit ausländischen Studierenden („Informanten“) an der Universität Siegen.

(1) Zwei Mitarbeiterinnen führten abwechselnd die leitfadengesteuerten Interviews durch. (2) Nach einer kurzen Aufwärmphase konzentrierten sich die Fragen auf die Themengebiete Lehrveranstaltungen, Leistungsanforderungen, Sprechstunden, Kontakte zu anderen Studenten. (3) Sie führten die Interviews entweder in deutscher oder in englischer Sprache durch. (4) Die Mehrheit der Interviews führten sie in deutscher Sprache. (5) Sie hatten den Leitfaden und die Interviews als problemzentriert konzipiert. (6) Dieses Vorgehen soll eine Problembestimmung durch den Informanten anregen. (7) Mit dieser Vorgehensweise will man gewährleisten, dass die Problemsicht des Interviewers nicht die Sicht der Befragten überdeckt. (8) Alle Informanten bekamen die Hauptfragen und die Mehrheit der Nebenfragen in der gleichen Reihenfolge und im ungefähr gleichen Wortlaut gestellt.

(Textvorlage aus: Aplevich 2008, S. 58 f.)

Lösung:

1. Zwei Mitarbeiterinnen führten abwechselnd … durch.
(Kommentar: Aktiv besser, Passiv wäre möglich)

2. Nach einer kurzen Aufwärmphase konzentrierten sich die Fragen auf …
(Kommentar: Das Verb „konzentrieren“ kann hier nur im Aktiv gebraucht werden.)

3. Die Interviews wurden entweder in deutscher oder in englischer Sprache durchgeführt.
(Kommentar: Passiv passt gut als vorgangsbeschreibendes Prädikat, da der Ablauf der Interviews verallgemeinert dargestellt wird.)

4. Die Mehrheit der Interviews wurde in deutscher Sprache geführt.
(Kommentar: siehe Satz 3, wer das machte, wurde bereits zu Beginn gesagt.)

5. Der Leitfaden und die Interviews waren problemzentriert konzipiert.
(Kommentar: Fortsetzung der Ablaufbeschreibung weiter im Passiv ist günstig.)

6. Dieses Vorgehen soll eine Problembestimmung … anregen.
(Kommentar: Mit dem Modalverb „sollen“ kommen die Planer als Akteure ins Spiel. Aktiv und Passiv sind möglich.)

7. Mit dieser Vorgehensweise will man gewährleisten, dass …
(Kommentar: Eine Umformulierung ins Passiv wäre hier nur mit Hilfe des Modalverbs „sollen“ möglich; die aktivische Satzform entspricht also gut dem Subjekt „man“ und dem Modalverb „wollen“.)

8. Alle Informanten bekamen die Hauptfragen … gestellt.
(Kommentar: Das Prädikat heißt hier: „bekamen gestellt“; diese Kombination wird auch als „bekommen-Passiv“ bezeichnet. Es passt zu dieser Textstelle besser als ein echtes Passiv, das relativ umständlich klingen würde:
Den Informanten wurden die Hauptfragen … gestellt.)

 ©   G. Graefen / M. Moll, München, 2011